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Sonntag, 06 März 2016 18:26

19.-28.2.2016 - Fotoreise Lofoten

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Es ist nicht übertrieben: Wenn man nach dem Betrachten der Szenerie auf den Lofoten fünf Minuten die Augen schließt und sie dann wieder öffnet, läuft plötzlich „ein neuer Film“. Es gibt kaum einen Ort auf dieser Erde, an dem sich das Wolkenbild, das Licht und die gesamte Kulisse so schnell ändert wie in dieser Alpenlandschaft im Meer.

Für Fotografen ist dieses sich ständig änderte „Bühnenbild“ spannend und herausfordernde zugleich. Es erfordert vom Lichtbildner aber auch, schnell zu reagieren, um das Gesamtkunstwerk rechtzeitig auf den Sensor zu bannen. Diese Lichtgeschenke und Wolkenbilder sind wahrhaft vom feinsten und lassen nicht  nur denjenigen in´s Schwärmen kommen, der das Schauspiel zum ersten Mal erlebt. Nein, von den Lofoten kann man bei jedem neuen Besuch einfach nicht genug bekommen. Künstlerisch-religiös betrachtet könnte man sagen: Hier hat der Schöpfer ganze Arbeit geleistet mit der ständig wechselnden Inszenierung.

Schon an unserem Standort, dem Fischerdorf Henningsvär, finden wir unzählige Motive. Nur wenige Schritte vor der Tür können wir zu früher Stunde den überwältigenden Sonnenaufgang ablichten, der uns nach der Stille der Blauen Stunde in voller Pracht den Tag ankündigt. Ausfahrende Fischerboote schlängeln sich durch Inselchen und Felsen hinaus auf´s Meer, um sich bald den Bauch mit Dorsch vollzuschlagen. Es ist Hauptsaison beim Fang nach diesem Fisch, von dem die Menschen auf den Lofoten seit Jahrhunderten leben.
Für uns Fotografen bieten sich neben der Landschafts-Fotografie damit auch interessante Motive im Bereich der Reportage. Wir dürfen zuschau´n und fotografieren, beim Verarbeiten der Fische und dem Aufhängen an die Holzgestänge, wo sie traditionelle durch Trocknen konserviert zu Stockfischen werden.

Langzeit-Fotografie am Meer
Langzeitbelichtung steht auf dem Programm in der nahen Bucht, wo sich Wellen mit lautem Getöse auf den Strand und die Felsen werfen. Einige in der Gruppe haben schon Vorkenntnisse oder bringen bereits Erfahrungen mit von anderen Fotoreisen und sind geübt im Umgang mit Stativ und Filtern. Die Neulinge in der Gruppe bekommen von den Referenten Unterstützung und entwickeln schnell das richtige Gefühl, um mit Graufiltern Bewegung in ihre Bilder zu bekommen.

„Eigentlich mag ich diese Wischiwaschi-Bilder nicht", meint einer ausser Gruppe. Dann lässt er sich doch motivieren und freut sich schließlich über die eindrucksvollen Effekte, die bei der Langzeitbelichtung entstehen. Es sind nicht nur die verwischten Zeichnungen im Bild, die den Moment und das Geschehen darstellen, es ist auch das Gefühl für Licht und Zeit, die diese Art Aufnahmen verinnerlichen.
Auf unserer Fahrt in den Süden der Inselkette könnten wir eigentlich ständig für Fotostopps anhalten. Nur dass wir uns für sie ganz besonderen Stellen entscheiden, hilft uns überhaupt voran zu kommen. In Reine angelangt, öffnet sich der Blick für den sich in eine weite Bucht schmiegenden Ort, der als einer der schönsten des maritimen Nordens gilt. Kaum weniger attraktiv erscheint das kleine Hamnöya „gleich um die Ecke“. Wirkte es auf der Hinfahrt unter grauem Himmel noch ein wenig trist, zwingt uns auf der Rückfahrt zwei Stunden später ein Lichterspiel der besondern Art zum Anhalten. Was für ein Geschenk für Fotografen und Naturfreunde…

Zu einem Augenschmaus wird auch unser Tagesausflug auf die größte Lofoten-Insel Austvagöya. In einem kleinen „Tate-Emma-Laden“ in Laukvik an der Atlantikküste erfahren wir ein paar interessante Lebenswege. So treffen wir eine Berlinerin, die seit fünf Jahren die Großstadt mit der Stille in dem kleinen Ort getauscht hat. Sie ist jetzt Verkäuferin in dem Laden, ihr Mann arbeitet in einer Werkstatt in der Lofoten-Metropole Svolvär. Auf die Frage, ob es ein Zurück gibt nach Berlin oder sie gar Heimweh plage, antwortet sie aus ganzer Überzeugung: „Nein, wir gehen hier nicht mehr weg. Es ist der schönste Ort der Welt für uns und unsere Kinder. Als ich neulich Berlin besuchte, war mit alles zu laut und zu hektisch. Wir genießen hier den ruhigen Gang, die Stille und den Frieden zusammen mit der prächtigen Natur.“

Spezialität Bacalao
Auf der Rückfahrt machen wir Station in Svolvär und genießen im gleichnamigen Restaurant die Lofoten-Spezialität Bacalao, getrockneten  Stockfisch. Das Gericht wird in einer Art Eintopf serviert und schmeckt um vieles besser als es sich anhören mag.
Doch zurück zur Fotografie. Ein besonderes Motiv bietet sich uns mit einer Seefahrtskirche direkt am Meer. Das hölzerne Gotteshaus gestaltet sich im reinen Weiß vor der Bergkulisse und strahlt Stille aus neben dem Rauschen des Meeres. Umgeben ist die Kirche von einem weitläufigen Friedhof, auf dem die Schriften auf den Kreuzen die Schicksale der Menschen erahnen lassen, die hier immer ein schweres Leben hatten. Viele starben früh, auch im Kampf mit den Urgewalten des rauen Wassers, das gleichwohl durch den Fischfang ihr Überleben gewährte.
Wie immer beim Abschied von den Lofoten steht fest: Ich werde wiederkommen. Das gleiche höre ich auch von meinen Mitreisenden, denen eine eindrucksvolle und unvergessliche Kulisse geboten wurde, von der Fotografen nur träumen können...

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