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Sonntag, 06 März 2016 18:29

28.2.-7.3.2016 - Fotoreise Lappland

Geschrieben von 
Das imaginäre Schauspiel will sich einfach nicht zeigen. Die Lichterorgie ist zwar immer wieder einmal am Himmel, wird jedoch von einer schweren Wolkendecke versteckt. Enontekiö gilt als eine der besten Regionen, um Polarlicht zu sehen, besser gesagt: zu erleben; denn wer diese Himmelserscheinung einmal wahrgenommen hat, wird sie für immer in sich tragen.

Hatten wir bei unserer Lappland-Fotoreise im vergangenen Jahr grandioses Polarlicht erlebt und fotografiert, so steht in diesem Jahr einfach diese massive Wolkenformation zwischen uns. So bleibt es bis zur Rückreise nach Tromsö, wo wir die letzte Nicht verbringen, um  wieder in die Heimat zu fliegen.
Und dann dies: die bisher mäßigen Aussichten, das Phänomen doch erleben zu dürfen, wandelt sich mit einer App-Vorhersage plötzlich in Hoffnung um. Und tatsächlich: Zum Abschied zeigt sich das grüne-tanzende Licht noch einmal über der Kulisse Tromsös. Am Hafen der nordnorwegischen Stadt weit hinter dem Polarkreis ist sicher nicht der ideale Ort, um Polarlicht zu fotografieren. Das Umgebungslicht der Häuser und Brücken verringert den Kontrast zu dem eigentlichen Hauptdarsteller am Himmel. Fotografen sprechen in solchen Situationen auch von „Lichtverschmutzung“, was sich jedoch zu negativ anhört. Denn auch in solchen Konstellationen gibt es gute Möglichkeiten, eindrucksvolle Bilder zu machen. Ja, mit dem nötigen Knowhow kann man das Licht der Stadt sogar gekonnt in die Szenerie einbauen.

Also doch: Unser Leitwort „Am Ende wirst Du immer wieder belohnt“ hat sich wieder einmal bestätigt. Nur nicht aufgeben, jede Chance nutzen und sich von negativer Stimmung nicht verrückt machen lassen. Mit dieser Grundhaltung kommt man nicht nur allgemein im Leben weiter, sie funktioniert auch in der Fotografie.

Wunderbare Schneelandschaften
Blieb das Polarlicht auf dieser Reise Mangelware, so wurden wir mit wahren Schneemassen verwöhnt bei unserem Tripp in den hohen Norden. Da gab es dann doch Momente, in denen es den Teilnehmern im wahrsten Sinne die Sprache verschlug bei solchen wunderbaren Schneelandschaften.

Nur wenige Schritte von unserem Hotel entfernt fanden wir bereits viele Motive zu Beginn der Reise auf dem zugefrorenen See. Baumformationen am Ufer, idyllisch eingefügte Holzhäuser und vom Wind gestaltete Kunstfiguren im zarten Weiß galt es gekonnt auf den Sensor zu bannen. Natürlich müssen diese Motive auch erkannt werden. Und das gelingt dem einen oder anderen erst auf den zweiten oder dritten Blick. Und so wurden diese zauberhaften Motive bei einem weiteren „Rundgang“ über das verschneite Eis einige Tage später wesentlich besser wahrgenommen und fotografisch umgesetzt.

Es zeigte sich wieder einmal, dass es schon ein wenig Zeit bedarf, um nach dem hektischen Alltag zu Hause zu Beginn einer Fotoreise zur Ruhe und Konzentration zu finden. Hat man dann aber einen Gang herunter geschaltet (oder zwei, oder drei…), dann kehrt die innere Ruhe ein, die einem die Augen öffnet für die Feinheiten des Lichtes, der grafischen Strukturen und der anspruchsvollen Bildgestaltung. So wird Fotografie auch zur Therapie gegen den alltäglich Stress und die Überfrachtung von Informationen.

Und wir kommen der Natur und Kultur dieser Region Stück für Stück näher. Am zweiten Tag unserer Reise durch eine Motorschlittenfahrt mit Samuel und Teina, die uns schon im Vorjahr ihren Heimatort Näkkälä (heißt wirklich so) näher gebracht hatten. Die Eindrücke aus der Perspektive der Schlitten ist beeindruckend. Und so fahren wir über weite, schneeweiße Flächen, vorbei an Kiefern, Birken und Sträuchern und landen am Ufer eines - natürlich auch zugefrorenen - Sees und einer Holzhütte, die den Rentierhirten bei ihrer Arbeit als Schutz und Übernachtungslager dient.

Unterwegs mit Hunden und Rentieren
Ein weiterer Höhepunkt ist der Besuch einer Rentierfarm, auf der uns Besitzerin Minna in lupenreinem Deutsch gestenreich über das Leben mit  den Rentieren erzählt, ohne die es in diesem Teil der Erde auch kaum menschliches Laben geben würde. Die geführte Fahrt mit Rentierschlitten gerät ein wenig kurz und erinnert eher an einen Ausflug auf den Ponyhof. Dass wir den Tieren dabei sehr nahe kommen, ist das eigentliche Erlebnis.

Stolz zeigt sie uns auch ihre prächtigen Pferde, mit denen sie ab und an an Turnieren teilnimmt. Ihr Mann ist gerade einige hundert Kilometer irgendwo im Norden und Westen im norwegischen Lappland unterwegs. Zum Schluss sitzen wir um ein offenes Feuer und essen deftig-kräftige Suppe mit oder ohne Rentierfleisch. Dann gibt es noch Kaffee, Saft und Kuchen.

Unvergesslich wird sicher auch die abschließende Fahrt mit Schlittenhunden bleiben, die uns die Natur noch einmal ganz besonders nah bringt. So mancher schließt nach der Fahrt seinen Lieblingshund in´s Herz und mag sich kaum von ihm trennen…
Am Ende haben wir eine typische winterliche Nordlandreise erlebt. Mit viel, viel Schnee, aber wenig, aber gerade noch rechtzeitig erlebtem Polarlicht. Eine Reise, die sicher niemand vergessen wird...


Bilder: Angelica Duff, Bernd Kupper und Manfred Horender