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Manfred Horender

Manfred Horender

Website URL: http://www.manfredhorender.de

Mittwoch, 06 April 2016 17:58

12.-26.3.2016 Fotoreise Kuba Classic

Ja, der Wandel ist zu spüren. Kuba verändert sich. Wenn ich an meinen ersten Besuch auf der Karibikinsel 2003 zurückdenke, so ergreift mich ein wenig die Nostalgie. Alles scheint jetzt einen Gang schneller zu gehen. Vor allem aber ist es ein wenig enger geworden. Das liegt nicht an den Kubanern, die sich nicht erheblich vermehrt haben dürften innerhalb eines Jahrzehnts. Und sie sind auch ihrer Art treu geblieben: freundlich, genügsam, lebensfroh.Den frischen Wind des Wandels haben einige aber doch in der Nase. Im Stadtbild Havannas zeigen sich neue, kleine Restaurants. Mit viel Liebe hergerichtet und dekoriert. Die Casa Particulares, Zimmer in kargen Behausungen der Einheimischen,auf die immer mehr Touristen umsteigen, weil es in den Hotels zu eng wird, putzen sich heraus. Statussymbole wie Handys, Uhren und Schmuck sollen sagen: Jetzt geht es nach oben.

Dass es quirliger zugeht jetzt in Havanna, Cienfuegos, Trinidad und Vinales, liegt vor allem an den vielen Touristen aus Europa, die Kuba noch einmal sehen möchten „wie es war“. Und: bevor die US-Amerikaner in Scharen kommen. Die aber sind schon da,- zumindest in kleinen Scharen. Und so treffen die letzten der alten Welt auf die ersten der neuen. In den Komfortbereichen der Hotels sitzen bei leise summenden Klimaanlagen beleibte Herren mit mächtigen Zigarren, und man erkennt allein an der Gestik, ohne sie sprechen zu hören: Die Filetstücke werden schon aufgeteilt.

Langsamer Wandel
Aber noch herrscht auch eine Art Waffenruhe. Keine heftigen Bewegungen solange der Vater der Nation, Fidel, unter ihnen ist. Und es ist auch der in Stein gehauene Stolz vieler Kubaner ist zu spüren, der sie all die schweren Zeiten hat durchhalten lassen. Es wird ein langsamer Wandel sein, solange die alten Garden ihre Verdienste um die Revolution leben dürfen. Die Dämme werden erst brechen, wenn das große Kapital sich freie Bahn brechen kann. Die Optik und der alte morbide Charme aber werden noch lange das Bild beherrschen; denn was wäre Kuba ohne seinen uralten Straßenkreuzer, die Musik und der Charme alter Hollywoodfilme.

Für uns Fotografen hat sich auf den ersten Blick wenig geändert an der kubanischen Oberfläche. Es laufen nur mehr Menschen vor unseren Objektiven herum als vor zehn, zwanzig Jahren. Vor allem auf dem Land in den kleinen Dörfer abseits der Hauptrouten geht es immer noch beschaulich zu. Da sitzen Frauen auf einem Feld im Schatten eines Baumes und flechten Zöpfe aus Knoblauch. Alte Männer graben mit urzeitlichen Pflügen die rote Erde um hinter schwerem Ochsengespann, und junge Männer reiten stolz auf ihren Pferden die Dorfstraße entlang,- ihre Liebste hinter sich auf dem schwankenden Pferderücken. Noch immer begegnen uns auf der „Autobahn“ Radfahrer auf angerosteten Drahteseln in falscher Richtung und Ochsenkarren ohne Räder quälen sich Meter um Meter an den vorbeifahrenden Oldtimern und asiatischen Kleinwagenmodellen entlang der zerklüfteten Straße. Alte russische Lastwagen blasen ihre stinkenden, schwarzen Dieselwolken in die warme karibische Luft.

Motive in den Gassen
In Trinidad und Vinales erleben wir den touristischen Run am stärksten. Vor allem am Abend wird es in den Straßen und auf den Plätzen enger als in früheren Zeiten. Für gute Motive muss man sich nun ein wenig in die engen Gassen der Wohnviertel umsehen, wo es zugeht wie einst.

Zu Höhepunkten werden auch auf dieser Reise - dank unserer alten Kontakte - ein Treffen mit Golvan, einen einstigen Leibwächter Che Guevaras, und der Besuch der Boxschule in Havanna, wo schon so mancher Olympiasieger und Weltmeister im Faustkampf geschmiedet wurde. Einige unserer alten Bekannten und Freunde aus den frühen Jahren unserer Kuba-Reisen leben nicht mehr, mit den Nachkommen treffen wir uns aber immer noch.

Die Kulisse in Kuba ist die alte geblieben. Der Charme und die Lebensfreude der Menschen ebenfalls. Die Jungen freuen sich auf neue Zeiten, sitzen mit ihren Handys an Hotspots, wo sie in´s Internet eintauchen können. Viel Alte trauen dem aufziehenden neuen Zeitgeist noch nicht oder ahnen, dass sie nicht mehr viel abkommen werden, wenn der Mammon neue Reize setzt.

Vielen Menschen wird es in der Zukunft besser gehen. Sie werden sich besser von Ort zu Ort bewegen können, endlich ein wenig Wohnkomfort genießen und sich einigen materiellen Freuden hingeben können, die die neue Zeit bringen werden. Es ist den Kubanern zu gönnen, die Generationen ausharren und durchhalten mussten durch eine bösartige Abschottung von der Welt um sie herum.

Geschichtliches Ereignis
Der amerikanische Präsident hat mit seinem historischen Besuch auf der einst befeindeten Karibikinsel vor der Haustür ein Zeichen gesetzt. Ob und wann das tragische Wirtschaftsembargo tatsächlich fallen wird, steht noch in den Sternen und liegt in den Händen der konservativen US-Amerikaner. Obama wurde mit Freude und Begeisterung empfangen. Wir werden am Rande sogar Zeugen dieses geschichtlichen Ereignisses, das Havanna für ein paar Tage in einem Freudentaumel versetzt.

Auf unserer Fahrt zum Flughafen sehn wir zum Abschied noch, wie abertausende auf ein Gelände strömen, um ein anderes Aufbruchsigel zu erleben: die Stones geben ein Konzert und haben die Kubaner eingeladen, sich kostenlos die neuen Klänge der neuen Zeit zu hören.

Noch ist das alte Kuba nicht „verloren“. Vor allem für Fotografen wird die Insel noch einige Jahre einer spannendsten Orte sein mit unzähligen Motiven und einem zauberhaften Licht, das es eben nur hier gibt.

Es bleibt also auch noch einige Zeit dabei: Auf nach Kuba, solange es Kuba noch gibt...
Sonntag, 06 März 2016 18:29

28.2.-7.3.2016 - Fotoreise Lappland

Das imaginäre Schauspiel will sich einfach nicht zeigen. Die Lichterorgie ist zwar immer wieder einmal am Himmel, wird jedoch von einer schweren Wolkendecke versteckt. Enontekiö gilt als eine der besten Regionen, um Polarlicht zu sehen, besser gesagt: zu erleben; denn wer diese Himmelserscheinung einmal wahrgenommen hat, wird sie für immer in sich tragen.

Hatten wir bei unserer Lappland-Fotoreise im vergangenen Jahr grandioses Polarlicht erlebt und fotografiert, so steht in diesem Jahr einfach diese massive Wolkenformation zwischen uns. So bleibt es bis zur Rückreise nach Tromsö, wo wir die letzte Nicht verbringen, um  wieder in die Heimat zu fliegen.
Und dann dies: die bisher mäßigen Aussichten, das Phänomen doch erleben zu dürfen, wandelt sich mit einer App-Vorhersage plötzlich in Hoffnung um. Und tatsächlich: Zum Abschied zeigt sich das grüne-tanzende Licht noch einmal über der Kulisse Tromsös. Am Hafen der nordnorwegischen Stadt weit hinter dem Polarkreis ist sicher nicht der ideale Ort, um Polarlicht zu fotografieren. Das Umgebungslicht der Häuser und Brücken verringert den Kontrast zu dem eigentlichen Hauptdarsteller am Himmel. Fotografen sprechen in solchen Situationen auch von „Lichtverschmutzung“, was sich jedoch zu negativ anhört. Denn auch in solchen Konstellationen gibt es gute Möglichkeiten, eindrucksvolle Bilder zu machen. Ja, mit dem nötigen Knowhow kann man das Licht der Stadt sogar gekonnt in die Szenerie einbauen.

Also doch: Unser Leitwort „Am Ende wirst Du immer wieder belohnt“ hat sich wieder einmal bestätigt. Nur nicht aufgeben, jede Chance nutzen und sich von negativer Stimmung nicht verrückt machen lassen. Mit dieser Grundhaltung kommt man nicht nur allgemein im Leben weiter, sie funktioniert auch in der Fotografie.

Wunderbare Schneelandschaften
Blieb das Polarlicht auf dieser Reise Mangelware, so wurden wir mit wahren Schneemassen verwöhnt bei unserem Tripp in den hohen Norden. Da gab es dann doch Momente, in denen es den Teilnehmern im wahrsten Sinne die Sprache verschlug bei solchen wunderbaren Schneelandschaften.

Nur wenige Schritte von unserem Hotel entfernt fanden wir bereits viele Motive zu Beginn der Reise auf dem zugefrorenen See. Baumformationen am Ufer, idyllisch eingefügte Holzhäuser und vom Wind gestaltete Kunstfiguren im zarten Weiß galt es gekonnt auf den Sensor zu bannen. Natürlich müssen diese Motive auch erkannt werden. Und das gelingt dem einen oder anderen erst auf den zweiten oder dritten Blick. Und so wurden diese zauberhaften Motive bei einem weiteren „Rundgang“ über das verschneite Eis einige Tage später wesentlich besser wahrgenommen und fotografisch umgesetzt.

Es zeigte sich wieder einmal, dass es schon ein wenig Zeit bedarf, um nach dem hektischen Alltag zu Hause zu Beginn einer Fotoreise zur Ruhe und Konzentration zu finden. Hat man dann aber einen Gang herunter geschaltet (oder zwei, oder drei…), dann kehrt die innere Ruhe ein, die einem die Augen öffnet für die Feinheiten des Lichtes, der grafischen Strukturen und der anspruchsvollen Bildgestaltung. So wird Fotografie auch zur Therapie gegen den alltäglich Stress und die Überfrachtung von Informationen.

Und wir kommen der Natur und Kultur dieser Region Stück für Stück näher. Am zweiten Tag unserer Reise durch eine Motorschlittenfahrt mit Samuel und Teina, die uns schon im Vorjahr ihren Heimatort Näkkälä (heißt wirklich so) näher gebracht hatten. Die Eindrücke aus der Perspektive der Schlitten ist beeindruckend. Und so fahren wir über weite, schneeweiße Flächen, vorbei an Kiefern, Birken und Sträuchern und landen am Ufer eines - natürlich auch zugefrorenen - Sees und einer Holzhütte, die den Rentierhirten bei ihrer Arbeit als Schutz und Übernachtungslager dient.

Unterwegs mit Hunden und Rentieren
Ein weiterer Höhepunkt ist der Besuch einer Rentierfarm, auf der uns Besitzerin Minna in lupenreinem Deutsch gestenreich über das Leben mit  den Rentieren erzählt, ohne die es in diesem Teil der Erde auch kaum menschliches Laben geben würde. Die geführte Fahrt mit Rentierschlitten gerät ein wenig kurz und erinnert eher an einen Ausflug auf den Ponyhof. Dass wir den Tieren dabei sehr nahe kommen, ist das eigentliche Erlebnis.

Stolz zeigt sie uns auch ihre prächtigen Pferde, mit denen sie ab und an an Turnieren teilnimmt. Ihr Mann ist gerade einige hundert Kilometer irgendwo im Norden und Westen im norwegischen Lappland unterwegs. Zum Schluss sitzen wir um ein offenes Feuer und essen deftig-kräftige Suppe mit oder ohne Rentierfleisch. Dann gibt es noch Kaffee, Saft und Kuchen.

Unvergesslich wird sicher auch die abschließende Fahrt mit Schlittenhunden bleiben, die uns die Natur noch einmal ganz besonders nah bringt. So mancher schließt nach der Fahrt seinen Lieblingshund in´s Herz und mag sich kaum von ihm trennen…
Am Ende haben wir eine typische winterliche Nordlandreise erlebt. Mit viel, viel Schnee, aber wenig, aber gerade noch rechtzeitig erlebtem Polarlicht. Eine Reise, die sicher niemand vergessen wird...


Bilder: Angelica Duff, Bernd Kupper und Manfred Horender
Sonntag, 06 März 2016 18:26

19.-28.2.2016 - Fotoreise Lofoten

Es ist nicht übertrieben: Wenn man nach dem Betrachten der Szenerie auf den Lofoten fünf Minuten die Augen schließt und sie dann wieder öffnet, läuft plötzlich „ein neuer Film“. Es gibt kaum einen Ort auf dieser Erde, an dem sich das Wolkenbild, das Licht und die gesamte Kulisse so schnell ändert wie in dieser Alpenlandschaft im Meer.

Für Fotografen ist dieses sich ständig änderte „Bühnenbild“ spannend und herausfordernde zugleich. Es erfordert vom Lichtbildner aber auch, schnell zu reagieren, um das Gesamtkunstwerk rechtzeitig auf den Sensor zu bannen. Diese Lichtgeschenke und Wolkenbilder sind wahrhaft vom feinsten und lassen nicht  nur denjenigen in´s Schwärmen kommen, der das Schauspiel zum ersten Mal erlebt. Nein, von den Lofoten kann man bei jedem neuen Besuch einfach nicht genug bekommen. Künstlerisch-religiös betrachtet könnte man sagen: Hier hat der Schöpfer ganze Arbeit geleistet mit der ständig wechselnden Inszenierung.

Schon an unserem Standort, dem Fischerdorf Henningsvär, finden wir unzählige Motive. Nur wenige Schritte vor der Tür können wir zu früher Stunde den überwältigenden Sonnenaufgang ablichten, der uns nach der Stille der Blauen Stunde in voller Pracht den Tag ankündigt. Ausfahrende Fischerboote schlängeln sich durch Inselchen und Felsen hinaus auf´s Meer, um sich bald den Bauch mit Dorsch vollzuschlagen. Es ist Hauptsaison beim Fang nach diesem Fisch, von dem die Menschen auf den Lofoten seit Jahrhunderten leben.
Für uns Fotografen bieten sich neben der Landschafts-Fotografie damit auch interessante Motive im Bereich der Reportage. Wir dürfen zuschau´n und fotografieren, beim Verarbeiten der Fische und dem Aufhängen an die Holzgestänge, wo sie traditionelle durch Trocknen konserviert zu Stockfischen werden.

Langzeit-Fotografie am Meer
Langzeitbelichtung steht auf dem Programm in der nahen Bucht, wo sich Wellen mit lautem Getöse auf den Strand und die Felsen werfen. Einige in der Gruppe haben schon Vorkenntnisse oder bringen bereits Erfahrungen mit von anderen Fotoreisen und sind geübt im Umgang mit Stativ und Filtern. Die Neulinge in der Gruppe bekommen von den Referenten Unterstützung und entwickeln schnell das richtige Gefühl, um mit Graufiltern Bewegung in ihre Bilder zu bekommen.

„Eigentlich mag ich diese Wischiwaschi-Bilder nicht", meint einer ausser Gruppe. Dann lässt er sich doch motivieren und freut sich schließlich über die eindrucksvollen Effekte, die bei der Langzeitbelichtung entstehen. Es sind nicht nur die verwischten Zeichnungen im Bild, die den Moment und das Geschehen darstellen, es ist auch das Gefühl für Licht und Zeit, die diese Art Aufnahmen verinnerlichen.
Auf unserer Fahrt in den Süden der Inselkette könnten wir eigentlich ständig für Fotostopps anhalten. Nur dass wir uns für sie ganz besonderen Stellen entscheiden, hilft uns überhaupt voran zu kommen. In Reine angelangt, öffnet sich der Blick für den sich in eine weite Bucht schmiegenden Ort, der als einer der schönsten des maritimen Nordens gilt. Kaum weniger attraktiv erscheint das kleine Hamnöya „gleich um die Ecke“. Wirkte es auf der Hinfahrt unter grauem Himmel noch ein wenig trist, zwingt uns auf der Rückfahrt zwei Stunden später ein Lichterspiel der besondern Art zum Anhalten. Was für ein Geschenk für Fotografen und Naturfreunde…

Zu einem Augenschmaus wird auch unser Tagesausflug auf die größte Lofoten-Insel Austvagöya. In einem kleinen „Tate-Emma-Laden“ in Laukvik an der Atlantikküste erfahren wir ein paar interessante Lebenswege. So treffen wir eine Berlinerin, die seit fünf Jahren die Großstadt mit der Stille in dem kleinen Ort getauscht hat. Sie ist jetzt Verkäuferin in dem Laden, ihr Mann arbeitet in einer Werkstatt in der Lofoten-Metropole Svolvär. Auf die Frage, ob es ein Zurück gibt nach Berlin oder sie gar Heimweh plage, antwortet sie aus ganzer Überzeugung: „Nein, wir gehen hier nicht mehr weg. Es ist der schönste Ort der Welt für uns und unsere Kinder. Als ich neulich Berlin besuchte, war mit alles zu laut und zu hektisch. Wir genießen hier den ruhigen Gang, die Stille und den Frieden zusammen mit der prächtigen Natur.“

Spezialität Bacalao
Auf der Rückfahrt machen wir Station in Svolvär und genießen im gleichnamigen Restaurant die Lofoten-Spezialität Bacalao, getrockneten  Stockfisch. Das Gericht wird in einer Art Eintopf serviert und schmeckt um vieles besser als es sich anhören mag.
Doch zurück zur Fotografie. Ein besonderes Motiv bietet sich uns mit einer Seefahrtskirche direkt am Meer. Das hölzerne Gotteshaus gestaltet sich im reinen Weiß vor der Bergkulisse und strahlt Stille aus neben dem Rauschen des Meeres. Umgeben ist die Kirche von einem weitläufigen Friedhof, auf dem die Schriften auf den Kreuzen die Schicksale der Menschen erahnen lassen, die hier immer ein schweres Leben hatten. Viele starben früh, auch im Kampf mit den Urgewalten des rauen Wassers, das gleichwohl durch den Fischfang ihr Überleben gewährte.
Wie immer beim Abschied von den Lofoten steht fest: Ich werde wiederkommen. Das gleiche höre ich auch von meinen Mitreisenden, denen eine eindrucksvolle und unvergessliche Kulisse geboten wurde, von der Fotografen nur träumen können...

Montag, 01 Februar 2016 22:22

16.-23.1.2016 - Venedig

Dominierte bei der vorherigen Fotoreise im November 2015 noch der Nebel  die Szenerie, so gab es diesmal eine Woche lang "Sonnenschein pur“. Blauer Himmel, wärmende Sonnenstrahlen (trotz Temperaturen am Tag knapp über dem Gefrierpunkt) und damit ideales Fotografie-Wetter. Und das ist eben nur im Winterhalbjahr möglich, wenn die Sonne den ganzen Tag lange Schatten und beste Lichttemperaturen liefert. Hinzu kommen noch die langen Dämmerungsphasen mit zauberhaftem Licht. Die Blaue und folgende Goldene Stunde können nicht besser sein bei diesen Verhältnissen. Das Licht ist dermaßen intensiv, dass es in seinem Überschwang schon wieder kitschig wirkt.

So auch am frühen Morgen auf und nahe dem Markusplatz: der Himmel leuchtet blutrot bis violett. Bei identischer Bildbearbeitung wird kaum ein Betrachter glauben, dass es eine solche Pracht tatsächlich gibt und ist sich sicher, dass der/die Fotograf/in zu sehr in den Farbtopf gegriffen hat. Wir können nur staunen und ein wenig betäubt unsere Bilder „komponieren“, solange dieses Schauspiel geliefert wird. Es zeigt sich dabei, dass der Sensor der Kamera das Licht intensiver wahrnimmt als das menschliche Auge,- genauer gesagt das Gehirn. Ähnlich wie in der Blauen Stunde reagiert die Technik wesentlich sensibler und überflutet die Aufnahme regelrecht mit Farbe.

Traumhafte Lichtbedingungen
Wie immer sind wir auch bei dieser Reise wieder früh unterwegs, um das beste Licht auszukosten. So auch an der Accademiabrücke, von der wir schon lange vor Sonnenaufgang die Dunkelheit und Dämmerung für Langzeitaufnahmen nutzen. Das ergibt immer wieder erstaunliche Lichterspiele aus der Abteilung Lightpainting. Gleichzeitig schult es die Wahrnehmung und Vorstellungskraft der Fotografen dafür, wie das Bild aussehen wird, wenn man dem Licht Sekunden oder Minuten Zeit gewährt, um den Sensor zu beleuchten.

Früh aus den Federn geht es auch vor unserem Besuch am Rialto-Markt. Reportage ist jetzt angesagt. Die richtigen Momente erkennen und schnell reagieren. Genau hinschau´n, nicht ablenken lassen. Details erkennen und Stimmungen erfassen. Danach geht´s zurück in unser kuscheliges, gemütliches Hotel zum Frühstück. Danach Bildbearbeitung und am frühen Nachmittag an die sonnenüberflutete Promenade Fodamente Zattere al Ponte Long, an der Studenten und einige Touristen in den kräftigen Winter-Sonnenstrahlen „baden“. Wir schlendern hinab zur Spitze von Dorsoduro und tauchen mit der Dämmerung in zauberhaftes Licht ein, das uns unzählige, intensive Motive liefert.

Einen imposanten Sonnenuntergang erleben wir auch am vorletzten Tag unserer Reise in Giudecca, wo der Puls Venedigs noch ein wenig langsamer schlägt als im Zentrum der Stadt. Von hier blicken wir hinüber auf die Uferstraße, auf der wir gestern unterwegs waren. Den krönenden Abschluss bietet der Blick vom Turm der Kirche San Giorgio Maggiore. Das goldene Licht bestrahlt die imposante Kulisse dieser wunderbaren Stadt, die mich bei jedem Besuch erneut verzaubert.

Beeindruckende Bilder
Fast alle Teilnehmer dieser Reise waren mit FREIRAUM schon einmal unterwegs,- einige sogar mehrmals. Das zeigt sich auch bei an den Bildern. Da sind schon erstaunliche Entwicklungen zu bestaunen. Bei der Bildbearbeitung geht es recht zügig mit sicherer Hand zu. Und es wird auch offenbar, wer zwischen den Reisen und Workshops an sich gearbeitet hat. Bei unseren Rundgängen durch die Stadtteile Dorsoduro und Ghetto gehen die meisten Teilnehmer zielsicher vor bei der Motivfindung. Kameraeinstellungen werden überwiegend routiniert vorgenommen. Damit bleibt den Referenten mehr Zeit für die Neulinge in der Gruppe.

Zwei gemeinsame Bildbesprechungen zeigen das hohe Niveau. Ratschläge der Referenten beziehen sich meistens nur noch auf Details der Bilder.  Bei der Abschluss-Präsentation wird deutlich, dass wir beste Bedingungen in dieser Woche hatten und mit einem tollen Gemeinschaftserlebnis die Heimreise antreten.



Sonntag, 20 Dezember 2015 14:12

6.-13.12.2015 - Elbsandsteingebirge

Nach fünf Jahren Rügen führte uns die diesjährige Jahresabschluss-Reise diesmal in das Elbsandsteingebirge. Das Park-Hotel in Bad Schandau zeigte sich als idealer Standort für unser traditionell-familiäres Treffen am Ende eines weiteren spannenden, erfolgreichen Jahres 2015. Das imposante Anwesen am Elbufer bot uns ein wunderbares Ambiente. Komfortabel-geräumige Zimmer, Sauna, Massage, reichhaltig-köstliche Speisen und Getränke und ein praktischer Gemeinschaftsraum sorgten für eine ideale Atmosphäre.

Da gab es so manch freudiges Wiedersehen unserer Stammgäste mit dem FREIRAUM-Team, das wieder in voller Besetzung vertreten war. So wurden so manche gemeinsame Erinnerungen ausgetauscht und Pläne geschmiedet für kommende Reisen und Workshops. Diese Stimmung machte des den „Neulingen“ leicht, in die Gruppe zu finden und so manches zu erfahren, wie es so auf unseren Reisen und Workshops zugeht.

Und natürlich kam auch die Fotografie nicht zu kurz. Hatten wir doch mit dem Elbsandsteingebirge eine der bizarrsten Landschaften vor der Tür. So machten wir uns mit vier Kleinbussen täglich auf zu unterschiedlichen Zielen. Einer der Favoriten dabei war natürlich die legendäre Bastei, eine in Felsfragmente gebaute mittelalterliche Festung. Großartige Motive boten außerdem die wie Felsinseln in die Landschaft gestreuten Giganten Pfaffenstein und Papststein. Im östlichen Randgebiet des Naturparks  boten sich fantastische Ausblicke über die Landschaft, naturbelassene Wälder, Wasserfälle, stille Dörfer und immer wieder die Elbe, die sich hier noch schmal durch die Felsformation und steilen Hänge zwängt.

Auch die frischen Temperaturen zur frühen Morgenstunde konnten die gestandenen Fotografen nicht davon abhalten, das magische Licht der Blauen und Goldenen Stunde vor und zum Sonnenaufgang einzufangen. Zur Belohnung für das frühe Aufstehen aus den gemütlichen Hotelbetten gab es wunderbare Lichtstimmungen und entsprechend gute Aufnahmen.

Zu jeder FREIRAUM-Fotoreise gehören gemeinsame Bildbesprechungen. In dieser Größenordnung von fast 30 Personen finden sie aber nur bei der Jahresabschluss-Reise statt. Die Qualität der Bilder zeigt vor allem die ständige Entwicklung unserer zahlreichen „Wiederholungstäter“, die schon mehrmals mit uns weltweit unterwegs waren. Eine Freude ist das hohe Niveau natürlich auch für die FREIRAUM-Referenten, die den Werdegang mit vielen Ratschlägen unterstützt haben.
Unser neues Ziel für die diesjährige traditionelle Jahresabschluss-Reise war ein Volltreffer, und so werden wir uns auch künftig zum Jahresende in dieser Region treffen und über gemeinsame Erlebnisse austauschen. Im kommenden Dezember werden wir uns dann noch ein wenig weiter hinein und höher hinaus wagen in die bizarre Landschaft. Mit kleinen Wanderungen sollen spezielle Standorte erkunden werden mit Unterstützung heimischer Wanderführer.

Die ersten Anmeldungen für unsere nächste Jahresabschluss-Reise liegen übrigens bereits vor…


Bilder: FREIRAUM-Referenten

Dienstag, 24 November 2015 20:55

20.-22.11.2015 - Workshop Available Light

Es gibt einige Regeln für die Available -Light-Fotografie, die wichtig oder gar entscheidend sind, um auch bei mäßigem Licht oder nachts bei Kunstlicht ansprechende Bilder zu machen. So sind die Einstellungen der Kamera unterschiedlich, ob man aus der Hand oder vom Stativ fotografiert. Auf diese Besonderheiten wurden die Teilnehmer am Freitagnachmittag hingewiesen, bevor es hinaus ging in den Hamburger Hafen.
Dass auch das Hamburger Schmuddelwettter seine Reize haben kann, bemerkten die Teilnehmer aus Berlin, Hamburg und Nordrhein.-Westfalen recht schnell. Die Nässe verlieh der Szene schöne Spiegeleffekte und machte die Aufnahmen damit noch „gehaltvoller“ als bei trockener Luft. Aus freier Hand Available-Light zu fotografieren zeigt Fotografen schnell die Grenzen auf, wenn die Blende nicht weiter zu öffnen und die Belichtungszeit zu lang wird. Dann hilft nur noch die Qualität des Sensors der Kamera, der jedoch heutzutage auch bei 4000 oder gar 6400 Iso noch brauchbare Bilder ermöglicht. Ältere Kameras, und das sind in der digitalen Fotografie bereits Apparate von fünf Jahren und älter, steigen jedoch schon meisten sehr viel früher aus und fangen schon bei 800 Iso an grob zu pixeln.
Das wurde deutlich bei der Betrachtung und Bearbeitung des Materials am folgenden Tag. Eine gute Orientierung für jeden, die Lichtausbeute seiner Hardware für die Zukunft festzustellen. Bei der Bildbearbeitung zeigte sich aber auch, welche eindrucksvollen Möglichkeiten die digitale Fotowelt heute bietet.
Nach der „Büroarbeit“ ging es am Nachmittag wieder hinaus in die Speicherstadt und Hafen-City, um das Available Light vom Stativ aus festzuhalten. Dabei zeigte sich, wie spannend diese Art der Fotografie ist. Nun gibt es keine Problemzonen mehr mit Blende und Iso, sondern die Lösung liegt in der richtigen Zeiteinstellung. Und wieder zeigten wir dem feuchtkalten Nieselwetter die kalte Schulter und erwärmten uns an den vielfältigen Möglichkeiten in der Hafen-Atmosphäre mit ihren idealen Bedingungen.
So gab es am dritten Tag in unserem hafennahen Workshop-Raum nach Bildbearbeitung und bei der Bildbesprechung gute bis großartige Ergebnisse zu sehen. Der Einsatz an der feuchten Hafenkante hatte sich gelohnt. Die Teilnehmer nahmen prägende Eindrücke mit auf den Nachhauseweg und hatten nach dem Erlernen der richtigen Kameraeinstellung auch die mentale Einstellung bestätigt bekommen dass man am Ende für den Einsatz immer belohnt wird.



Fotos: Manfred Horender und Bernd Kupper
Sonntag, 15 November 2015 15:26

7.-14.11.2015 - Fotoreise Venedig

Mit nahezu sommerlichen Temperaturen empfängt uns Venedig bei unserer Fotoreise im November. Und so machen wir uns nach einer Begrüßungsrunde und Einführung in die Fotografie auf den Weg durch den Stadtteil Dorsoduro, um aus der Theorie erste praktische Übungen zu machen. Wer noch am Anfang der Fotografie steht, übt erst einmal manuelle Abläufe wie die Belichtung im Zusammenhang mit Zeit, Blende und ISO-Wert. Es soll das Verständnis dafür geweckt werden, dass am Anfang einer Aufnahme immer die Entscheidung steht, ob das Bild über die Öffnung der Blende oder über die Dauer der Zeit gestaltet wird, mit der das Licht auf den Sensor trifft.
Die erfahreneren Teilnehmer beschäftigen sich schon mit dem Suchen und Erkennen von Motiven und der Gestaltung des Bildes. Dabei zeigt wieder einmal, wer mit uns schon einmal oder mehrmals unterwegs war auf Fotoreisen oder Workshops. Da sitzen diese Grundkenntnisse weitgehend. Der lebendige und zu dieser Jahreszeit doch beschauliche Stadtteil Dorsoduro bietet ideale Möglichkeiten zum zügigen Umsetzen theoretischer Vorgaben.
Nach dem Ende unseres ausgiebigen Rundganges geben die Referenten einen Einblick in die Bildbearbeitung und -verwaltung. Dies ist wichtig, um den Überblick zu behalten und schon zu Beginn einer Reise einen geordneten  Arbeitsablauf zu sichern. Die Möglichkeiten der digitalen Bildbearbeitung bedeuten in der Fotografie einen Quantensprung gegenüber den früheren Gegebenheiten zu analogen Zeiten des Chemielabors. Ein Fotograf hat im digitalen Zeitalter in dem kleinen Kästchen namens Laptop tausende Bilder geordnet bei sich und kann zu jeder Tages- und Nachtzeit seine Bilder entwickeln und gestalten. Und zwar in so unterschiedlichen Nuancen, dass es immer wieder Freude macht, auf diese Weise seine Aufnahmen in einer zweiten kreativen Ebene zu gestalten.

manfred 600

Die Blaue Stunde lockt
Nach dem Motto „der frühe Vogel fängt den Wurm“ machen wir uns am nächsten Morgen schon eine Stunde vor Sonnenaufgang auf zur Accademiabrücke, um das mystische Licht der Blauen Stunde einzufangen. Das wird von den Kamerasensoren wesentlich kräftiger festgehalten als von unseren Augen bzw. Gehirnen. Jetzt haben wir den dichten Neben, der Venedig zu dieser Jahreszeit sein besonderes Flair gibt. Nur schemenhaft dringen die historischen Hausfassaden und Boote auf dem Canal Grande aus dem weißgrauen Schleier hervor. Wer bereits mit dem Agieren mit der Kamera vom Stativ vertraut ist, macht sich gleich auf die Suche nach der richtigen Einstellung für die ideale Langzeitbelichtung. Die Anfänger der Gruppe erhalten Unterstützung der Referenten.
Nach der Rückkehr in unser gemütliches Hotel gibt es erste einmal ein leckeres Frühstück und zum Nachtisch dann wieder Bildbearbeitung. Es darf nichts liegen bleiben, sondern soll sofort geordnet und bearbeitet werden. Damit behält man bei der Fülle der Eindrücke und Aufnahmen die Übersicht und bekommt von Mal zu Mal mehr Sicherheit in der „Laborarbeit“.
Am Nachmittag machen wir uns auf ins Ghetto, dem ehemaligen Judenviertel der Stadt. Der Stadtteil hat seinen eigenen Charakter und weist durch die Bauweise der Häuser auf Zweckmäßigkeit hin, bei dem nicht der Prunk des Stadtzentrums im Vordergrund steht.

Marcusplatz im magischen Licht
Auch am nächsten Morgen sind wir wieder weit vor Sonnenaufgang auf den Beinen Richtung Marcusplatz, dem legendären Kennzeichen Venedigs neben der Rialto-Brücke. Wieder beherrscht der Nebel die Szenerie, durch den sich die Lichter der Fassaden und Lampen Bahn brechen. Einzelne Menschen werden dabei in das Motiv eingebaut, die sich zu früher Stunde den Weg durch den dichten Schleier bahnen. Und dann werden Straßenfeger zu Protagonisten, die zu früher Stunde das feuchte Pflaster des Platzes vom Unrat des Vortages befreien.
Erst als das Tageslicht durch den grauen Vorhang schimmert, wird auch der mächtige Turm am anderen Ende des Platzes sichtbar. Einen markanten Kontrast zu den hellen Lampen bilden die warmen Lichter die aus den Türen der Bars dringen, die schon früh ihre Türen öffnen, um Leergut des Vortages zu entsorgen und neue Ware aufzunehmen.
Und wieder geht es danach zum Frühstücken ins Hotel und zur Bildbearbeitung, die vielen jetzt schon sicherer von der Hand geht. Am frühen Nachmittag sehen wir die ersten Ergebnisse bei der gemeinsamen Bildbesprechung, bei der die Teilnehmer Tipps bekommen, wie sie ihre Bilder künftig noch besser gestalten können. Dabei verweisen die Referenten bei ihrer „Kritik“ sowohl darauf, Regeln einzuhalten als auch mutig zu sein für Experimente und freie Gestaltung. Besondere Freude bereitet uns der neue 4K-Bildschirm, der die Bilder in ihrer ganzen Pracht zeigt.
Am Nachmittag gehen wir auf das äußere Ende unserer Insel nach Salute, das sich wieder in dichten Nebel hüllt. Nun wird schon einiges an Phantasie und Können gefordert, um bei diesen Bedingungen eindrucksvolle Bilder zu gestalten. Den richtigen Standort finden, die richtige Zeit und Perspektive… . Und immer die Vorstellung im Kopf haben: Wie sieht mein fertiges Bild an der Wand aus?
Am nächsten Tag erkunden wir eine Gegend, die sonst kaum von Touristen besucht wird. Abseits von den Hauptsehenswürdigkeiten widmen wir uns der Street- und Reportagenfotografie. Wir schlendern durch abgelegene, oft schmucklose Gassen und stille Plätze, die gerade wegen ihres morbiden Charmes interessante Motive sind für Fotografen. Wer genau hinzuschauen weiß, findet viele fotografische Kleinode.

Buntes Burano
Als wäre es abgesprochen, weicht der Nebel an nächsten Morgen langsam aber sicher, als wir uns auf den Weg machen auf die Fischerinsel Burano und die Glasinsel Murano. Auf dem Weg mit dem Vaporetto legen wird einen Zwischenaufenthalt auf der Friedhofsinsel ein, die unter einem leichten Nebelschleier und prachtvoll mit Blumen geschmückten Gräbern von Leben und Tod erzählt.
Wer bisher die Bilder der quitschbunten Häusern von Burano für übertrieben hielt, wird auf der kleinen Fischerinsel Zeuge der überwältigenden Farbenpracht. Lila, violett, pink, rosa, blau in alle Nuancen, Rot von leuchtend hell bis hinein in Brauntöne: hier bestimmt ein wahrer Farbenexzess die Szene. Motive in Hülle und Fülle. Auf dem Rückweg mit dem Vaporetto statten wir noch der legendären Glasinsel Murano einen Besuch hat, die durch das schleichende Sterben der Manufakturen an Attraktivität verloren hat. Das Ortsbild gibt jedoch nach wie vor gute Fotomotive ab.
Der Fischmarkt am frühen Morgen des vorletzten Tages unserer Reise ist der Reportagefotografie gewidmet. Jetzt gilt es genau hinzusehen und den richtigen Moment zu erwischen. Und dann sind da noch diese kräftig-mächtigen Möwen, die sich ihren Teil stibitzen wollen.
Am frühen Nachmittag veranstalten wir eine zweite gemeinsame Bildbesprechung, der gegen Abend die traditionelle Abschluss-Schau folgt, bei der eine Auswahl der besten Bilder aller Teilnehmer gezeigt werden.
Es geht wieder eine Venedig-Fotoreise zu Ende, die allen viele Eindrücke und Motive geliefert hat. Es war wieder einmal ein interessantes Gruppenerlebnis, von dem mancher zu einer weiteren Fotoreise motiviert wurde...



Fotos: Manfred Horender und Bernd Kupper
Donnerstag, 15 Oktober 2015 15:18

10.10.2015 - Südtirol

Südtirol ist jedes Mal wie „Nach-Hause-Kommen“. Das liegt sicher an der Vertrautheit der wunderschönen Landschaft, die uns nun schon seit Jahren auf unseren Fotoreisen begeistert. Und es liegt auch an unserer gemütlichen, komfortablen Unterkunft, die wie ein wahres Zuhause wirkt. Und es ist auch die Ruhe in „unserem“ Dorf hoch oben über dem schönen Städtchen Brixen.
Nach einer theoretischen Einleitung in die Landschaftsfotografie im allgemeinen und auf unser Gebiet ausgerichtet im speziellen, machen wir einen ersten Rundgang durch´s Dorf. Das besondere Interesse finden Kirche und Friedhof mit vielen Motiven. Man muss schon genau hinschau´n, um das besondere zu sehen, das hier Vergangenheit und Gegenwart zum Ausdruck bringt.
Und wieder heißt es: Alles ist Motiv. Man muss es nur erkennen und fotografisch möglichst individuell gestalten. Es bieten sich viele Details, mit denen sich mit Brennweiten und Schärfeneben „spielen“ lässt. Licht und Schatten, Schärfe gegen Unschärfe. Je mehr wir uns auf die dörflich-ruhige Atmosphäre einlassen, desto mehr erkennen wir die Vielfalt der Formen und das Lichterspiel, die uns so viele Gestaltungsmöglichkeiten lässt.
Schon am Nachmittag vermitteln wir die Grundlagen und vielseitigen Gestaltungsmöglichkeiten der digitalen Bildbearbeitung. Unsere „Wiederholungstäter“, die schon mehrfach mit uns unterwegs waren, machen sich gleich an die „Arbeit“ - besser gesagt Spiel - mit dem digitalen Labor. Auch die Neulinge in der Gruppe erkennen schnell, wie gut man Ordnung in die Bilderverwaltung bekommt und wie unendlich vielseitig die Bearbeitungsmöglichkeiten sind.

Auf die größte Hochalm Europas
Am nächsten Tag steht bereits ein Highlight auf dem Programm. Schon früh geht es hinaus auf die Seiser Alm, auf die man nur zu bestimmten Zeiten fahren darf. Wir parken mitten im Herz der größten Hochalm Europas. Langsam schlendern wir dann von Motiv zu Motiv und können uns kaum statt sehen an dieser prächtige Bergwelt.
Bei einer zünftigen Mittagspause tanken wir Energie mit einheimischen Leckeren. Danach geht es über einen Höhenweg zurück auf unseren Ausgangspunkt. Jetzt steht das beste Licht bevor und so fahren wir mit einer Seilbahn mit der letzten Fahrt des Tages einige hundert Meter hinauf auf eine Anhöhe, von der wir einen phantastischen Blick haben über Schlern, Rosengarten, Plattkofel und Langkofel.
Der Sonnenuntergang und die folgende Blaue Stunde berauschend uns nahezu. Wir können nicht genug bekommen von diesem Lichtspektakel. Wie ein überlaufenden Milchtopf wirken die Berggrate in der Ferne, über die sich die wabernden, weißen Wolken schieben. Die Reiseteilnehmer lernen bei dieser Gelegenheit den Umgang mit verschiedenen Filtern, die markante Gestaltungen möglich machen.
Er nächste Tag steht im Zeichen der Bildbearbeitung. Es geht darum, gleich den richtigen Workflow zu finden, damit sich kein Bilderberg ansammelt bei den vielen Aufnahmen. Unser gemütliches Hotel bietet den idealen rahmen hierzu. Am frühen Nachmittag machen wir eine gemeinsame Bildbesprechung, bei der die Teilnehmer Orientierung finden für die kommenden Aufnahmen.

Langzeitbelichtungen in mittelalterlichen Gassen
Am Abend besuchen wir Brixen. Wir streifen vor dem Sonnenuntergang durch die mittelalterlichen Gassen und Gewölbe und nehmen bewusst den Übergang in die Dämmerung und Dunkelheit wahr. Jetzt sind wieder Langzeitbelichtungen angesagt,-  diesmal ohne Filter…
Die Begeisterung über die Seiser Alm wirkt bei allen Teilnehmer noch kräftig nach, und so machen wir uns am nächsten Morgen erneut auf zum Hochplateau. Diesmal allerdings von der nördlichen Seite, wo sich viele neue Perspektiven und Motive bieten. Erst mit der letzten Gondel fahren wir wieder hinunter in´s Tal. Wieder sind wir von dieser einmaligen Kulisse tief bedruckt und haben viele Bilder auf dem Sensor.
Am nächsten Tag machen wir uns früh auf den Weg zum Pragster Wildsee, diesem märchenhaften Gewässer umgeben von kargen und bewaldeten Berghängen. Ein kleine weiße Kirche, das strahlende Gelb, Rot und Braun des Alpen-Indian-Summer, die kraftvollen Wolken und kräftigen Spiegelungen im See verzaubern uns geradezu.
Obwohl der Wetterbericht Regen vorausgesagt hatte für die letzten Tage unserer Fotowoche, fällt so gut wie kein Tropfen im zweiten Teil der Woche. Allein monströse Wolkengebirge zeigen sich am Himmel als willkommene Motive. Und so ziehen wir am letzten Fototag nach einer Abschluss-Bilderschau noch einmal hinaus in die Berge in das lieblich Vilnößtal.- Und unsere Geduld wir wieder belohnt. Nachdem es bis kurz vor Sonnenuntergang so aussah, als würde uns die Goldene Stunde versagt bleiben, öffnen sich vor Sonnenuntergang noch einmal die “Lichtschleusen“ des Himmels und servieren uns intensives Licht zum Abschluss dieser wunderschönen Fotoreise.

Donnerstag, 08 Oktober 2015 08:09

3.10.2015 Toscana

Nach unserer Frühsession am Hundefriedhof mit anschließendem Frühstück und Bildbearbeitung widmen wir uns ab Mittag ganz der Crete, dieser markanten Landschaftsform im Herzen der Toscana. Von unserem Quartier am südlichen Rand der Crete fahren wir Richtung Asciano, dem Hauptort der Region. Wir halten Ausschau nach guten Motiven, die wir bei besseren Lichtverhältnissen am späten Nachtmittag und bei Sonnenuntergang ablichten können.

Nach einer Pause in Asciano, bei der wir uns bei einer Kaffeepause die warme Sonne des Frühherbstes auf den Pelz brennen lassen, machen wir uns auf zu guten Standorten. Jetzt heißt es konzentriert und zügig handeln, da das Zeitfenster für das ideale Licht nur eine knappe Stunde beträgt.

Vom nördlichen Rand er Crete bewegen wir uns Richtung Süden und machen bei mehreren guten Stellen halt, wo wir interessante Perspektiven für unsere Aufnahmen finden. Nach dem imposanten Sonnenuntergang haben wir viele Aufnahmen auf dem Sensor, auf deren Entwicklung wir nun gespannt sind.

Wie gut die Ausbeute war, zeigt sich am folgenden Tag bei der Bildbesprechung. Es zeigt sich, dass sich niemand durch die schwierigen Lichtverhältnisse mit krassem Gegenlicht und den Zeitdruck aus der Ruhe hat bringen lassen. So ist die Freude groß über die Ergebnisse in dieser wunderbaren Landschaft. Für alle Teilnehmer ist die Bildbesprechung wieder einmal wichtig, um den eigenen Standort zu erkunden und Ratschläge für sie kommenden Tage mit auf den Weg zu nehmen. Wertvoll ist auch, zu sehen wie der jeweils andere die selbe Szenerie im Bild umgesetzt hat. Auch daraus kann neue Orientierung aufgebaut werden.

Am Nachmittag besuchen wir mit dem nahe gelegenen Pienza eine der schönsten Kleinstädte der Toscana. Wir lassen uns vom Regen nicht abschrecken und erkennen, dass das Nass den Gassen und Häusern gar ein besondere Patina verleiht. Zudem gibt es einige Momente, in denen auch Reportagensequenzen abgelichtet werden können.

Unseren letzten Tag in Bagno Vignone genießen wir in unserem schönen Hotel und bearbeiten nochmal unsere neuen Bilder.

Am Freitag geht es dann zurück nach Florenz, wo wir - wie zu Beginn der Reise - eine Nacht verbringen werden. Am Abend sehen wir in einer Bilderschau die fotografischen Höhepunkte der Reise. Danach lassen wir mit einem leckeren Abendessen die Reise ausklingen...
Dienstag, 29 September 2015 14:42

29.9.2015 - Toskana Florenz und Crete

Nachdem wir bei unseren Fotoreisen in die Toscana bisher in den den beiden ur-toscanischen Orten Querceto und Mazzolla gewohnt hatten, haben wir mit Bagno Vignoni einen weiteren interessanten Standort gefunden. Das Heilbad liegt am südlichen Rand der Crete und bietet damit gute Möglichkeiten, diese ganz besondere Landschaft fotografisch zu erforschen und Siena und andere historische Orte zu besuchen.
Auch in unserer dritten Unterkunft fühlen wir uns wieder pudelwohl. Wir wohnen in geschmackvoll eingerichteten Zimmern in einem historischen Haus mit Blick in den Garten. Für das leibliche Wohl sorgt das Restaurant im Haupthaus direkt neben der Therme.
Begonnen hat unsere neue Toscana-Reise diesmal mit einem Aufenthalt in Florenz. Schon am Tag der Ankunft machen wir uns nach dem Abendessen auf dem Weg zum Arno, um am Fluss Available-Light zu fotografieren. Magnet für unsere Augen ist dabei natürlich Ponte Vecchio, die historische Hauptbrücke über den Arno.

toscana 1

Die Teilnehmer werden sozusagen in´s kalte Wasser geworfen, nachdem sie in unserem Hotel nur eine kurze Einweisung über die Fotografie nach Sonnenuntergang bekommen haben. Dabei wurde auch der Umgang mit dem Stativ geübt. Dadurch klappt es bei allen auch mit wenig Licht mit dem richtigen Handling von Kamera und Stativ.
Dass sich der fast volle Mond hinter kleinen Wölkchen in die Szene schiebt, macht das Ambiente natürlich noch interessanter. Das war schon einmal ein spannender Einstieg in unsere gemeinsame Woche.
Am nächsten Tag fahren wir zwei Stunden durch wunderbare Landschaften nach Süden in unser Quartier nach Bagno Vignoni. Dort beschäftigen wir uns erst einmal mit der Bildbearbeitung und Bildverwaltung, die alle Teilnehmer schon nach kurzer Zeit verinnerlicht haben und mit den Grundeinstellungen ihre ersten Bilder entwickeln.
Zu einem Highlight wird der Auftritt des Blutmondes am frühen nächsten Morgen, den wir ab 3:30 Uhr ablichten. Jetzt geht es darum, die richtige Zeit, Blende und den Iso-Wert zu finden, um den „glühenden“ Erdtrabanten optimal abzulichten.
Über Mittag werden die Bilder bearbeitet. Am Nachmittag erkunden wir die nahe Umgebung und landen in Montecchiello, einem kleinen Dorf nahe Pienza, wo es darum geht, auch kleine Details zu erkennen, einen Blick für das Licht zu entwickeln und „aufgeräumte“ Bilder zu machen.
Schon mit Sonnenaufgang sind wir am nächsten am „Hundefriedhof“, einer Zypressen-Gruppe, in der einst Tiere beerdigt wurden. Wir erleben einen imposanten Sonnenaufgang, der uns viele Motive liefert. Nach einer guten halben Stunde ist das Schauspiel aber vorbei, nachdem sich die Sonne hinter einer breiten Wolkenbank versteckt hat. Das beste Licht des Tagesbeginns aber haben wir „im Kasten“.
Nach der Rückkehr in´s Hotel gibt es ein leckeres Frühstück mit anschließender Bildbearbeitung, die den Teilnehmern schon flüssig von der Hand geht. Man spürt im Raum förmlich, wie sich die „Sucht“ namens "digitale Laborarbeit“ einen nach dem anderen einverleibt. Ja, es sind schon prächtige Möglichkeiten, die die digitale Fotografie mit sich bringt...

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